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Theaterinszenierungen von Jo Fabian
Jo Fabian Department Theater Archiv
Die Idioten
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Spielmannszug in der Milchbar und Überraschungsgäste

Das hätte niemand erwartet: Jo Fabian, der alte Theater-Hase, zu DDR-Zeiten herangereift und nach der Wende groß geworden, ein Bühnentüftler, dem es schon immer gefiel, zwischen allen Kategorien hindurch zu schlüpfen und vom Tanz zum Schauspiel, vom Video zum Bildertheater, vom Regiepult zu Musik und Mikro zu wechseln, er schlägt mit seiner neuesten Produktion schon wieder einen unerwarteten Haken. Fabian wendet sich der leichten Muse zu. Im avantgarde-lastigen Berliner Hebbel-Theater - für dieses Projekt umbenannt in "Heinz Hebbel Aufführungstheater" - bietet er nämlich eine große Groteske an, in der sein verschrobener und meistens staubiger Humor plötzlich zu sich selbst kommt. In seinem bunten Abend verbinden sich gehobener Schwachsinn, Tingeltangel-Komödie und Butterfahrt-Ästhetik zu geradezu genialischem Witz.
Franz Anton Cramer; Märkische Allgemeine, 22.02.2002
Fabian zeigt die Monster des Alltags

Gemütlich ist die neue Inszenierung von Jo Fabian im Hebbel-Theater nun wirklich nicht: "DIE IDIOTEN. das stück" wird letztlich zur Demontage einer vorgegaukelten Betulichkeit, eingerahmt von unglaublich geschmacklosen Programmeinlagen aus Blasmusik, Kinderballett und Vicky Leandros- Imitation. Aus behäbig vorgetragenen Geschichten aus dem ländlichen Alltag schälen sich die brutalen Monster, die fröhlich und nur "so aus'm Hobby raus" von erschossenen Tauben, abgerissenen Kinderarmen und Bazillen im Trinkwassersystem plaudern. Ein neuer Fabian, ohne Design-Schnörkel, ohne Tanzalphabet: Pur, kalt lächelnd und kreuzgefährlich.
bti; B.Z., 25.02.2002
Der Hänger im Roggen

Das Textmaterial, kleine Aufzeichnungen, die sich bei Jo Fabian in den letzten dreizehn Jahren angesammelt haben, hat trotz seinem Titel ("Die Idioten") nichts mit dem gleichnamigen Dogma-Film oder Dostojewskis Roman zu tun. Am ehesten sind sie mit den Miniaturen Daniil Charms verwandt, die mit lakonischer Brutalität die Alltagslogik aus den Angeln heben. Damit das bei aller zähen Theaterverweigerung nicht langweilig wird, bedient Hertha ab und zu einen sogenannten "Erfrischungsschalter". Mal marschiert zur Erfrischung eine robuste Feuerwehrkapelle auf, mal tänzeln reizende Ballett-Elevinnen über die Bühne (und als man bei Tschaikowskis "Nussknacker" angelangt ist, muß Heinz logischerweise eine Nuß knacken). So feiert das gute alte Gesamtkunstwerk, das alle Künste verschmilzt, eine lustige Auferstehung als Trash-Version. Jo Fabian zeigt eine bestens gelaunte, feine Theater-Demontage. Und am Ende erleben wir eine kleine Sensation: Der Regisseur erscheint zum Schlußapplaus! Das hat er zum letzten Mal am 29. April 1990 in Cottbus getan.
Peter Laudenbach; Der Tagesspiegel, 22.02.2002
Absurde Geschichten aus dem Alltag

Jo Fabian hat seine Tarnung abgelegt: Jahrelang hatte sich der Regisseur und Choreograf unter einem dunklen Basecap versteckt und die Augen hinter ebenso dunklen Brillengläsern verborgen. Zur Uraufführung seiner jüngsten Inszenierung "DIE IDIOTEN. das stück" im Berliner Hebbel-Theater überraschte der 41-Jährige nun mit einem strahlen-blonden Kurzhaarschnitt. Neue Frisur, neues Leben? Zumindest neue Wege: Fabian, der sich in der Vergangenheit vor allem mit seinen ästhetischen und eigenwilligen Tanztheater- Produktionen einen Namen machte, hat sich mit seinem jüngsten Werk dem Sprechtheater zugewandt und außerdem ein erstes Buch veröffentlicht. Das Buch ist Grundlage des gleichnamigen Stückes. Verlorene Schatten, gesammelte Bazillen, verzinstes Geld, das man eigentlich nur mal kurz halten sollte: Jo Fabian hat kleine Begebenheiten aufgesammelt, sie mit schwarzem Humor weitergesponnen und - meistens - in die Katastrophe gesteuert. Sein Witz ist nie lauthals und findet mit Petra Bogdahn und Jörg Steinberg die perfekten Protagonisten. Lohnenswert ist dieses Schauspiel allemal. Doch wer sich darauf nicht einlassen will, kann die Geschichten Fabians ja jetzt im Buch nachlesen.
Stephanie Lubasch; Märkische Oderzeitung, 23./24.02.2002
Agronomen als Aggressoren

Petra Bogdahn und Jörg Steinberg haben ihr Klischee drauf: Zwei latente Terrorspießer, die vormachen, was sie sich unter einem kulturellen Ereignis vorstellen. Das auf Premieren übliche Schweiß- Parfüm- Gemeng scheint diesmal von der Bühne zu schwappen. Zumal Herr Kröger alle naselang das Wasser aus dem Hut wischt. Beide formulieren gepflegt, wenn auch im Dialekt. Sie beherrschen die indirekte Rede. "Die Idioten" sind nicht dumm. Sie wissen nur nicht, was sie denken sollen. Und weil ihnen das keiner sagt, greifen sie selbständig gefährlich- logische Fiesheiten aus der Luft - aus Einsamkeit.
Ulrich Siedler; Berliner Zeitung, 22.02.2002
Globaler Sturm im Wasserglas

Der Berliner Multikünstler Jo Fabian benutzt für sein neuestes Stück "DIE IDIOTEN" eigene, in den letzten Jahren völlig undogmatisch entstandene Texte, die nun auch als Buch erschienen sind. Bei der Uraufführung im Hebbel- Theater legt er die närrische Minimalprosa zwei gesetzten Landeiern in den Mund und bündelt die losen Momentaufnahmen zu einer bizarren Nummernrevue mit lebhaftem Rezitationscharakter. "Gute Unterhaltung auf der einen Seite, leichte Betroffenheit auf der anderen", so umreißt Hertha das Konzept der Veranstaltung. Das Provinzpaar sieht äußerst harmlos aus, und wenn es solid-betulich mit einer Erzählung beginnt, ist daran rein gar nichts verdächtig. Aber schnell entpuppen sich die zwei hinter den Masken ihrer Biederkeit als toll gewordene Rohlinge. Hieß es bei Jo Fabian früher, daß Geschichten, die man versteht, nur schlecht erzählt seien, setzt er diesmal vor allem auf den Reiz der narrativen Überraschung, die diese aberwitzigen Miniaturen in ihrer kruden Logik wie selbstverständlich und überzeugend- verrückt auffängt.
Aus dieser Spannung zwischen Hoffen und Bangen, Nonsens und Gruselmärchen, vertrauten Erwartungen und bösem Erwachen gewinnt die eindrucksvolle Aufführung ihre grelle Euphorie. Ohne auf die Kategorien von Tanz-, Pop-, oder Sprechtheater zu achten, schafft sich Jo Fabian hier eine schauerlich schöne Nische, in der er, fein beobachtet und famos überzeichnet, individuelle Neurosen zu kollektiven Obsessionen aufblühen laßt.
Irene Bazinger; F.A.Z. / Berliner Seiten, 23.02.2002
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