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Theaterinszenierungen von Jo Fabian
Jo Fabian Department Theater Archiv
Der Fall des Hauses Usher. Oper von Philip Glass nach E.A.Poe Fotos Presse Video

Irene Constantin, Lausitzer Rundschau, 16.4.2012

„Fabian hat mit seiner ersten Opern-Inszenierung von der ersten Sekunde an eine Verunsicherung geschaffen: Befindet man sich als Zuschauer am Rand der ureigenen Albtraum-Welt oder sitzt man in einer spektakulären Grusel-Jahrmarktsbude und Geisterbahn. Vielleicht ankert die schaudernde Lust am Gespenstischen gerade hier, wo Kunstblut und Styropor, Licht und Bühnennebel die realen Schreckens-Träume der Seele in ihren Verstecken aufspüren. Das eigentliche Haus Usher baute Pascale Arndtz. Es ist ein Wunder an Fantasie, das die rissigen Mauern eines schottischen Castles in eine matrix-artige Gitterstellage umschuf. In diesen Käfigen versammeln sich die Aus-Geburten der Schlossbewohner: […] Dirk Kleinke gab ihn [den Doktor, d. Red.] als abgefeimt grinsenden, brutalen Chirurgen und öligen Pastor, am Ende dem Herzinfarkt durch Schreck vor wimmelnden Ratten erlegen. Madeline, das Opfer seiner blutigen Künste, ertrinkt, unablässig singend, in einem überdimensionalen Formalinglas. Debra Stanley war diese liebliche Gestalt mit der durchdringenden Stimme. Roderick Usher, anfangs als verwachsener Gnom mit verkrümmten Armen und herausgestreckter Zunge einem exotischen Götzenbild ähnlicher als einem Menschen, war eine Glanzpartie für Matthias Bleidorn. Erstaunlich und wunderbar, wie sich dieser Sänger in eine solche Un-Gestalt hineinbegab, die am Ende immer rattiger und kräftiger wird, jeden Rest von Leben an sich saugt, auch die Stimme wachsen lässt.“


 


Jürgen Heinrich, Der Märkische Bote, 21.4.2012

„Kultur verfällt in ihrer selbstgefälligen Isolation, Natur wuchert ungehemmt. Nicht aus bröckelndem Putz und Eichendorffschen Efeuranken erzählen Jo Fabian (Regie) und Pascale Arndtz (Ausstattung) die absurde Geschichte des amerikanischen Phantasten Edgar Allan Poe […]. Nein, sie spielen mit Homunkulus-Bildern (Föten und Käfigkinder), mit Hinweisen auf Poesie (Der Rabe, Poes Gedichtbandtitel, in Madelines Hand), Vergänglichkeit (Pendel) und vor allem Rhythmik. Die gibt ihnen, immer eindringlicher und einnehmender aufs zunächst skeptische Publikum wirkend, Philip Glass vor. […] Seine einfachen Akkorde sind suggestiv, ja, in ihren Wiederholungsschleifen geradezu hypnotisch. Fabian steigt begeistert darauf ein, kultiviert figürliches Verrenken zu balletthaften Soli und lässt die Protagonisten abgezirkelt, wie in Trance, ihren Gitterstall abschreiten. […] ‚Der Fall des Hauses Usher‘ ist eine junge, kleine Oper, die Grenzwerte des Familienthemas ertastet. Intendant Martin Schüler hat sie ausgesucht und einen Regisseur gefunden mit Experimentierfreude. Dass der früher hier Tanztheater inszenierte, wird bei jeder Gelegenheit an seinen Namen geheftet, hat aber mit dieser Arbeit nichts zu tun. Sie ist etwas irre und herzerfrischend geworden, macht große Spielfreude und reife Stimmkultur zum Genuss. Eine wirkliche Entdeckung für Leute mit Humor."


Hartmut Regitz, Kultiversum, 16.4.2012

„Die Glass-Oper ist ja auch wie geschaffen für das Genie eines Jo Fabian, der sich seit langem mit dem Thema Zeit und Vergänglichkeit beschäftigt. Das Theater, so sagt er, ist für ihn ‚nach wie vor eine Forschungseinrichtung, die den Unterschied zwischen Wirklichkeit und Realität zum Gegenstand hat und dabei die Existenzbehauptung der menschlichen Seele in den Mittelpunkt stellt.‘ Das geschieht hier in einem sogar beängstigenden Maße. Der Zuschauer wird zum Zeugen einer gesellschaftlichen Krankheit, ‚die sich durch Regression und Katalepsie ausdrückt.‘ […] dies ist eine große, ganz und gar albtraumhafte Inszenierung in einem kleinen Haus, mit der sich Jo Fabian auch für andere Theater als Opernregisseur empfiehlt.“


 



Fotos: Marlies Kross

Jens Pittasch, Blicklicht, 5/2012

„Hier […] in Cottbus kann man nun den absoluten Knaller sehen. Die Idealform der Umsetzung eines Poe. […] Es ist irre, genial, hochintelligent, perfekt. Es ist ein vollkommenes Kunstwerk in einer klingenden, scheinenden, schaurig faszinierenden Ästhetik – mit ganz, ganz außergewöhnlichen Leistungen der Mitwirkenden – unter ganz besonderen Anforderungen. […] Debra Stanley, Heiko Walter, Matthias Bleidorn, Dirk Kleinke und Thomas Pöschel leisten Unglaubliches, Stimmgewaltiges, Darstellerisches – doch kann man das in der Fülle schwer schriftlich fassen und sollte es auch nicht versuchen. Wäre doch jede Erwähnung zugleich einfach nur ungerecht, unvollständig. Doch es sind sechs Darsteller, denn während des gesamten Stückes sind auch zwei Kinder dramatisch gefordert. Zur Premiere waren dies Annabell Seifert und Samuel Budich. Fast vergisst man bei all den Eindrücken, dass auch jeder Ton handgemacht ist, fast unsichtbar zaubert Marc Niemann mit lediglich 12 Musikern des Philharmonischen Orchesters im Bühnenhintergrund. […] Es ist das PFLICHTSTÜCK.“


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